ZUR GESCHICHTE DER PFARRE

Verbunden mit den Anfängen des Christentums im Außerfern und der Geschichte der Aschau hieß die Pfarre Wängle Pfarre ursprünglich Aschau. Die gesamte Aschau galt als Grundbesitz des Benediktiner Klosters St. Magnus in Füssen. 1218 wurde sie als solche dem Kloster bestätigt. Sie reichte von Hinterbichl bis Vorderhornbach. Hier ist zu vermerken, dass Aschau nicht mit Lechaschau zu verwechseln ist. Lechaschau hieß nämlich noch bis 1885 Lech in der Aschau. Letzterer galt als weltliches Zentrum, und Wängle als geistlicher Mittelpunkt der „Provincia Aschowe“ – Provinz Aschau. Trotzdem fehlt es immer noch an genauerer Datierung zur Gründung der Pfarre. Möglicherweise war schon die Pfarre Aschau im 9. Jahrhundert Pfarre eines fränkischen Reichhofes bevor sie vom 13. bis 16. Jahrhundert unter der Leitung vom Abt von St. Magnus zu Füssen stand. Aus finanziellen Gründen wurde im Jahr 1609 Aschau als Klosterbesitz an zwei Privatpersonen verkauft. Diese verkauften ihn weiter an den Tiroler Landesregenten Erzherzog Maximilian III. So wurde Aschau zum Bestandteil des Landes Tirol. „1815 musste das Bistum Augsburg seine Gebiete im Außerfern und in Vorarlberg auf Druck der bayerischen Regierung abtreten“. Es wird davon ausgegangen, dass die Pfarre Aschau spätestens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bereits bestanden hatte. Sie gehörte rechtlich bis 1816 dem Bistum Augsburg. Ihr Dekanat (genannt früher Landeskapitel) hieß Füssen. So wird berichtet, dass Wängle unter Pfarrer Johann Baptist Reichart auch Sitz des Dekans war. Es kann hervorgehoben werden, dass das Bistum Augsburg für die schwäbische Besiedlung stand, und das Bistum Brixen für die bayerische. Die Pfarre Aschau umfasste ursprünglich Wängle, Lech in Aschau (heute Lechaschau), Höfen, Weißenbach, Gaicht und Vorderhornbach, und seit 1295 auch Forchach. Und von 1771 bis 1882 ebenso Roßschläg, das aber bis 1816 zum Königreich Bayern gehörte.

Aschau war nicht nur die alte Bezeichnung der Pfarre, sondern auch des Gerichtes, wobei Pfarre und Gericht nicht die gleiche Deckung hatten. Und mit der Auflösung des Gerichtes Aschau im Jahr 1806 durch die bayerische Regierung gehörte der Name Aschau der Vergangenheit an. Aus der Pfarre Aschau wurde dann die Pfarre Wängle. Bis in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts blieb ihr Sitz in Lech in Aschau, wo auch die ursprüngliche Kirche der Pfarre Wängle zu St. Martin der Hofmark Aschau stand. Aufgrund der Lechüberschwemmungen wurde der Pfarrsitz in das höher gelegene Wängle verlegt. 1818 wurde definitiv die Pfarre Wängle dem Bistum Brixen einverleibt. 1925 ging sie dann zur Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch, und 1964 zur Diözese Innsbruck. Der Pfarre Wängle kommt die Ehre zu, die älteste Pfarre in Außerfern zu sein. Hier werden seit 1618 Matriken geführt. Sie gilt als Mutter der Pfarren Weißenbach am Lech, Forchach, Vorderhornbach und Lechaschau. Heute umfasst die Pfarre Wängle zwei politische Gemeinden – Wängle und Höfen – und ca. 2 000 Katholiken.

Pfarrkirche zum Heiligen Martin

Pfarrkirche St. Martin

Die jetzige Pfarrkirche ist der dritte oder vierte Bau des St. Martin Gotteshauses in Wängle. Die erste Kirche, die hier in der fränkischen Zeit (vielleicht noch im 8. Jahrhundert) erbaut worden war, war wie die anderen Kirchen auf dem Lande wohl ein einfacher Holzbau, dessen Raum für die noch kleine Schar der Gläubigen ausreichte. Wie lange in Wängle eine Holzkirche stand, ist nicht bekannt. Ziemlich sicher geschah es in der späteren romanischen Bauperiode (1250 bis 1300).

Die alte romanische Pfarrkirche war im Laufe der Jahrhunderte baufällig und für die anwachsende Bevölkerung des ausgedehnten Seelsorgebezirkes zu klein geworden. So erteilte das fürstbischöfliche Ordinariat Augsburg am 17. März 1702 dem Pfarrer Johannes Babtista Reichert zu Wängle die Genehmigung, an Stelle der „zergangenen“ alten Pfarrkirche in Wängle eine neue zu bauen. Mit Ausnahme des Turmes wurde die alte Kirche vollständig abgebrochen und in den Jahren 1702 – 1704 die gegenwärtige Barockkirche erbaut. Die West-Ost-Richtung des Gotteshauses konnte dabei nicht mehr eingehalten werden, da der neue Bau mit seiner Länge im Westen den Dorfweg überschritten hätte. Der Kirchenbau wurde von einheimischen Bauhandwerkern (Maurern und Zimmerleuten) und Tagwerkern ausgeführt.

Die Leitung des Baues hatte der herrschaftliche Maurermeister Paul Thorwarthl inne. Nach Vollendung des Baues wurde auf das Fest des Kirchenpatrons hin (11. November 1704) der prächtige neue Hochaltar mit dem Bild des Hl. Martin aufgestellt. Die feierliche Einweihung der Kirche, bei der wahrscheinlich auch die zwei Seitenaltäre fertig gestellt waren, fand erst am 24. Juni 1732 durch den Augsburger Weihbischof Dr. Johann Jakob von Mayr statt.

 

 

Das Innere der Pfarrkirche:

  • Das große Deckengemälde im Langhaus von Franz Anton Zeiller (1786) stellt das Wasser und Mannawunder in der Wüste dar. Bei genauer Betrachtung fällt auf, dass die biblischen Hauptpersonen in orientalischem Gewand dargestellt sind, während das Volk in Gesichtszügen und Tracht die einheimische Eigenart der Leute von Wängle erkennen lässt.
  • Das Deckengemälde des Chores zeigt das Letzte Abendmahl. Unter den Aposteln sind einige markante Köpfe zu sehen, gemalt nach den Vorbildern in der einheimischen Männerwelt. Nicht zu übersehen sind die bedienende Frau und rechts hinter den Aposteln zwei neugierige Zuschauer, wobei einer davon vielleicht der Künstler selbst sein könnte.
  • Der Hochaltar umschließt in seiner Mitte das Großbild des Kirchenpatrons Martin. Das Bild ist ein nicht datiertes Werk des Barockmalers Paul Zeiller aus Reutte. Eine beachtliche Zierde des Hochaltares sind die beiden überlebensgroßen Figuren der Apostel Simon und Jakobus d. Älteren. Es sind ausdrucksstarke Schnitzwerke des berühmten Füssener Bildhauers Anton Sturm.
  • Der Marienaltar auf der linken Seite zeigt in der Predella ein Bild der Geburt Christi (F. A. Zeiller). Darüber in der Nische als Großfigur Maria, wie sie der Schlange, die sich um die Erdkugel windet, den Kopf zertritt. Die Statue ist eine vorzügliche Arbeit aus der Zeit um 1780. Maria trägt ein mit roten Rosen und goldenen Blättern belebtes Barockgewand der Rokokozeit.
  • Am Josefsaltar auf der rechten Seite sieht man in der Predella eine Darstellung der Anbetung der Weisen aus dem Morgenland, ebenfalls von F. A. Zeiller. Darüber in der Nische die Statue des Heiligen Josef. Auch sie ist nach zeitgenössischer Art vornehm und prunkvoll gekleidet. Sie trägt auf dem Arm das Jesuskind, dessen Gewand in Farben und Muster mit dem Kleid der Madonna übereinstimmt.
  • Die Stationsbilder des Kreuzweges stammen von J. Balthasar Riepp (1735).

Filialkirche Maria Heimsuchung in Höfen

Maria Heimsuchung

Die Kirche in Höfen gehört seit jeher zur Pfarre St. Martin in Wängle. Um 1660 erbauten die Höfener für Seelenrosenkränze eine kleine Holzkapelle, die aber 30 Jahre später abbrannte. 1692 entstand das gemauerte Maria-Hilf Kirchlein, das bis heute zweimal eine Vergrößerung erfuhr und in dem man seit 1717 die Heilige Messe feiert. Der Turm wurde 170 erbaut. Neugestaltet und restauriert wurde die Kirche in den Jahren 1891 und 1955. 1891 wurden die jetzigen Fenster der Tiroler Glasmalerei Wilten eingesetzt.

In den Jahren 1982 und 1983 erfolgte eine gründliche Renovierung der gesamten Kirche. In dieser Zeit wurde auch der Volksaltar für die kleine Kirche angefertigt.

Erst im Jahr 2001 entstand ein eigener Zugang zur Sakristei mit einem kleinen Vorhaus. Der orthodox anmutende Hochaltar aus Holz birgt in seiner Mitte eine wunderschöne Madonna, die das Jesuskind auf dem Arm trägt. Die beiden Statuen rechts und links stellen die Heilige Philomena und den Heiligen Ferdinand dar. Ein kunstvoll verziertes Gestühl und ein plastisch anschaulich geschnitzter Kreuzweg bilden weitere Schwerpunkte der Kunstausstattung.







Dreifaltigkeitskapelle im Weiler Holz

Dreifaltigkeitskapelle in Holz

Die Kapelle wurde 1687 über einem kreuzförmigen Grundriss errichtet. Sie hat ein mit Schindeln gedecktes, eingangsseitiges Kreuzdach mit offenem Dachreiter und Glockendach. An den Fassaden sind die rundbogigen Wandflächen durch Putzfelder akzentuiert. Das Innere der Kapelle ist kreuzgratgewölbt und besitzt ein klassizistisches Säulenaltärchen des 19.Jahrhunderts. Für diese Kapelle wurde 1730 von Papst Clemens XII. ein vollkommener Ablass auf das Dreifaltigkeitsfest erteilt.









Maria Königin Kapelle im Weiler Winkl

Maria Königin Kapelle in Winkl

1845 wurde diese Kapelle über einem rechteckigem Grundriss errichtet. Sie besitzt einen Polygonalchor und einen Sakristeianbau. Das steile Satteldach ist über dem Profilgesims mit Schindeln gedeckt. Der Glockenträger hat eine Zwiebelhaube. Im flach gedeckten Innenraum befinden sich drei Altärchen mit Gemälden aus der Mit-te des 19. Jahrhunderts.